Derzeit häufen sich Meldungen über Klimaschutzkonventionen, Kongresse, Empfehlungen von Expertenkommissionen und Wissenschaftlern – man möge den privaten Stromverbrauch doch bitte etwas mässigen. Energiesparlampen, Energieeffizienzklassen an diversen Elektrogeräten und Personenkraftwagen, EnergyStar, und wie sie alle heissen…
In der Schweiz ist diese Duskussion immer mit der Frage nach weiteren Kraftwerken verbunden. Gas- oder Atomkraftwerke sind etwa die meistgenannten Alternativen, die der hiesigen Bevölkerung das (wohlvermerkt durch die Stromindustrie prognostizierte) Blackout im Jahre 2020 abwenden sollen. Na toll. Entweder fossile Brennstoffe unelegant zu CO2 umwandeln oder nochmals Atomkraft ins Land holen und auf Jahrzehnte hier verankern. Deutsche Gemeinden haben sich bereits sowohl gegen atomare Endlagerung entlang der Grenze, als auch neue Atomkraftwerke in unmittelbarer Nähe zum grossen Kanton ausgesprochen. Gleich nochmal… Na toll – ein AKW auf dem Rütli? Endlagerung sozusagen als Touristenattraktion gleich daneben? “Kuck mal Mama, wie der Roboter die lustigen Fässer stapelt!” – “Willst du auch mal steuern, mein Kleiner?”, ungeahntes Potenzial für den zentralen Teil unseres Landes eröffnet sich…
Um nochmal auf unseren grossen Nachbarn zurückzukommen – das Internet ist ja eine feine Sache, wer kann sich ehrlich vorstellen, ohne Internet für Arbeiten an der Uni zu recherchieren? Email? Instant Messaging? alles so selbstverständlich…
Das Internet besteht ja aus vielen zusammengeschlossenen PCs – so grob… Die meisten dieser PCs sind aber etwas leistungsfähiger als das, was Hans Ueli Normalverbraucher unterm Bürotisch versteckt, sprich, ein solcher Computer braucht eigene Geräte zur Klimatisierung und verbrät auch sonst gemütlich Strom. Das dürfte sich bis ins Jahr 2010 soweit entwickeln, dass in Deutschland bei gleichbleibendem Strommix ca. 18.5 Mio Tonnen CO2 und 27 Tonnen hochradioaktiven Abfall AUSSCHLIESSLICH für den Betrieb des Internets anfallen werden (Quelle: AF-I) – Zahlen für die Schweiz sind in dieser Form nicht verfügbar (auch wenn sich der Anteil CO2 hierzulande etwas geringer ausfallen dürfte, da in der Schweiz meines Wissens keine Kohlekraftwerke in Betrieb sind).
Eigentlich sollen diese Zahlenspiele einfach illustrieren, dass dieser bunte, weite und laute digitale Spielplatz ein Monstrum in jeder Hinsicht ist. So vielfältig die Möglichkeiten, die Faszination, der praktische Nutzen, gibt es noch die andere Seite – einen deutlichen negativen Beitrag zur Energiebilanz. Schön wäre an dieser Stelle einfach zu sagen “Na dann brauchts doch ned so doll”, “mach doch mal ne Pause, der Umwelt zuliebe”… wird nur nicht funktionieren. diese Geräte sichern zum grossen Teil Infrastruktur und werden deshalb eher erweitert als abgebaut. Versuche in Deutschland mit der Zertifizierung von “grünen” Internetangeboten werden bisher eher zaghaft aufgenommen.
Nichtsdestotrotz: das Internet als klimarelevanter Faktor – Gefahr oder Gedankenspiel?